Die Geschichte unseres Areals auf dem Bruderholz.
Der Familien-Garten Bruderholz

 

Die Grün 80 als Marchstein in der Geschichte

Wer von der Passerelle im Bahnhof Basel den Hinterausgang nimmt und dann rechts in Richtung St. Margarethen-Straße und von dort dem Park entlang das St. Margarethen-Kirchlein mit dem Bauernhof anstrebt, gelangt zu einem der schönsten Aussichtspunkte mit Blick auf Basel und das Dreiländereck. Das Kirchlein selbst ist ein Besuch wert, handelt es sich doch um eine der seltenen «Winkelhaken-» oder L-Kirchen der Schweiz, wo die Kanzel eben im Winkel zu den beiden Kirchenschiffen steht. Wandert man weiter, so gelangt man auf dem Höhenzug des Bruderholz zur Sternwarte und der Wettermessstation, wo diesen Sommer die rekordverdächtigen 35,7 ° Celsius Basels gemessen wurden. Effektiv aber ist die Temperatur auf der Binninger Seite des Bruderholz gemessen worden! Und dann gelangt man zum gleichnamigen äußerst sonnig gelegenen Garten, der heuer sein 50-Jahr-Jubiläum feiern kann. Im Garten arbeiten über 60 Gärtnerinnen und Gärtner samt Familien; der Garten ist an sonnigen Abenden und Wochenenden ein Treffpunkt für die Familie, denn hier oben herrscht dank Landwirtschaft, dem Sonnenbad und weiteren Gärten viel Ruhe und man genießt einen schönen Blick auf Binningen und Richtung Flughafen oder auf die Stadt Basel.

Wie Vizepräsidentin Erika Lack in ihrer Zusammenstellung der Gartengeschichte erwähnt, haben noch vor den Kriegsjahren ein paar Pächter in den Bachmatten Gemüse für ihre Familien gepflanzt. Doch dann teilte die Gemeinde Binningen im Kriegsjahr 1941 diesen Gärtnern das jetzige Areal zu; dies nach Ab kauf des Ackers von zwei Bauern. Da in Zusammenhang mit dem «Plan Wahlen» der Bund das Anpflanzen von Kartoffeln und Gemüse obligatorisch erklärte, erstellte die Gemeinde 35 Parzellen à zwei Aren. Die Pächter mussten 10 Franken Pacht und Fr. 2.50 Wasserzins der Gemeinde bezahlen. Mit bescheidenen Mitteln wurde das Land für den Gartenbau urbar gemacht, Wasserleitungen gezogen und riesige Torf-Ballen in den Boden verarbeitet. In den Jahren von 1955 bis 1958 wurden die ersten kleinen Holzhäuser erbaut; für die Gartenwege wurden gemeinsam Betonplatten gegossen.

Laut einem Protokoll vom Frühjahr 1959 wollten sich die Gemeindebehörden nicht mehr um jeden Gärtner und seine Probleme kümmern. Am Bettag um 10 Uhr (!), trafen sich die amtierenden Gemeinderäte mit Fritz Handschinin den Gärten. Sie beschlossen, im kommenden Jahr den Pflanzlandpächterverein ins Leben zu rufen. Die ersten Statuten wurden von der Stadtgärtnerei Basel (also über die Kantonsgrenze hinweg!) angefordert. Den fünf Gärtnern, die dem Verein nicht beitreten wollten, wurde gekündigt. Herr Handschin musste das Präsidium übernehmen. Im Jahre 1960 fiel der Startschuss für den Pflanzlandpächterverein Binningen-Bruderholz. Noch im selben Herbst wurde von der Gemeinde an das bestehende Depot das erste WC mit Wasserspülung angebaut. Der Stolz war groß, besaß doch nicht jedes Areal eigene Wasserleitungen. In den Anfängen haben die Arbeiter der Gemeinde Binningen die Instandstellungsarbeiten ausgeführt; heute leisten die Gärtner dafür Frondienst. Zudem erhielt der Garten jährlich 300 Franken aus der Gemeindekasse.

Um 1965 wurden in einer Metallform Brunnentröge aus Zement gegossen, teils mit verschiedenen Wappen versehen. Im Jahre 1970 wurde das heutige Clubhaus samt Beizli erstellt. Die Dachkänel stammten vom damaligen Bauernhaus an der Bruderholzstrasse. Der Brunnen trägt das Baujahr 1970. Heute wird an diesem Platz das jährliche Gartenzmorge offeriert und im August gibt es ein Sommerfest und das Blumenbinden für das Altersheim. 1977 wurde die Querverbindung zu den zwei Hauptwegen durch die Pächter gebaut. Die Ausgaben für Stellriemen und die neue Umzäunung beliefen sich auf 936 Franken sowie einer Verpflegung für die Helfer. Heute noch trägt die Querverbindung den Namen Didiwägli. Die Hauptwege unseres Areals wurden durch die Gemeinde verbreitert und geteert.

1979, an der 30. Schweizerischen Delegiertenversammlung in Kriens, haben sich die FGV Spiez und Binningen kennen gelernt. Daraus entwickelte sich eine über ein paar Jahre andauernde Freundschaft.

Natürlich war die «Grün 80» ein grosses Thema. Ein Jahr zuvor wurden auf dem Gelände sieben Gärten samt Häuschen erstellt und hergerichtet. Der Schweizerische Familiengärtner-Verband wollte den Besuchern das Arbeiten und die Freizeitgestaltung in einem Familiengarten fern der eigenen Wohnung aufzeigen. Dank Mithilfe der umliegenden Vereine konnten die Kosten tief gehalten werden. Das Areal Bruderholz beteiligte sich mit 29 Pächtern und Pächterinnen an dieser anspruchsvollen Aufgabe, mussten doch die Gärten über die ganze Ausstellungsdauer gepflegt und den Interessenten entsprechende Fragen richtig beantwortet werden. Dabei erhielten die Bruderhölzler sogar Besuch von Wiener Familiengärtnern.

Im Jahre 1983 feierte Binningen 150 Jahre Kanton Baselland mit einem Dorffest. Der Verein hat sich am Umzug mit fünf dekorierten Leiterwagen samt Familien und Kindern vorgestellt, andere Mitglieder trugen im Umzug alte Gartengeräte mit. Es halfen so viele Freiwillige, dass der Verein auf dem Schlossplatz eine Wirtschaft mit 50 Sitzplätzen einrichten und betreiben konnte.

1983 kaufte der Verein die ersten Stangen für eine Überdachung des Rasens bei Anlässen; heute sichert die sog. Cottier-Stube (ein Festzelt)

Anlässe bei Regenwetter.

1985 wurde das 25-jährige Bestehen während zwei Tagen gefeiert; es wurde getanzt und gegrillt. Der Garten erhielt Besuch von verschiedenen Ehrengästen und Vereinen, darunter auch des FGV Spiez.

An der kommenden GV werden die Mitglieder das 50-jährige Bestehen gebührend feiern und die erlebten Jahre Revue passieren lassen, erklärt Präsident Raymond Monney.

In den letzten 50 Jahren haben Hunderte von Händen mitgeholfen, dieses schöne Stück Land zu hegen und zu pflegen. «Leider haben wir wie jeder andere Gartenverein zu kämpfen mit der Vergabe freigewordener Parzellen; es fehlt an Freiwilligen, die dem Vorstand beim Frondienst unter die Arme greifen, für die Feste und andern anfallenden Arbeiten», berichtet Erika Lack in ihrer Zusammenfassung. «Damit wir unsere Gärten mit Freude Besuchern zeigen können, muss halt an vier oder fünf Samstagen pro Jahr ein Verschönerungsteam an die Arbeit.

In Binningen konnte 1968 ein zweites Areal geschaffen werden. Dieses befindet sich auf dem gegenüberliegenden Hügel und heißt Paradies. Mit den dortigen Vereinsmitgliedern wird ein freundschaftliches Verhältnis gepflegt.

«Wir haben 63 Gärten und jeder wird auf seine Art mit viel Liebe gepflegt. Die 63 Pächterinnen und Pächter wohnen in Binningen oder in den umliegenden Gemeinden der Region. Davon acht Familien aus der nahen Stadt Basel. Gesamthaft gesehen pflanzt eine Gemeinschaft aus vielen Ländern friedlich auf dem Bruderholz.

Bedenken wir nur, dass Gartenarbeiten auch Turnstunden ersetzen und das Seelenleben im Gleichklang halten. Durch das Werkeln können auch Spitalbetten leer gelassen werden, stellt Erika Lack weiter fest.

Nach langer und intensiver Vorbereitung konnte im Februar 2016 der Startschuss für die Totalsanierung der Wasserleitungen in unserem Areal gegeben werden. Die Hauptleitungen in den beiden Hauptwegen und sämtliche Anschlüsse in die einzelnen Gärten mussten erneuert werden. Das ist nur möglich geworden durch einen großen finanziellen Beitrag jedes Gärtners und dank unzähligen Eigenleistungen. Herzlichen Dank gilt auch der Gemeinde Binningen, der Stadtgärtnerei Basel und dem Lotteriefonds für die großzügige Unterstützung. Nur mit vereinten Kräften konnten wir dieses Jahrhundertprojekt überhaupt realisieren.